
Test Forza Motorsport 6

Hier stehe ich nun in der Mitte aufheulender Motoren vor mir eine Lotus Elise S1 und ein Mini Cooper, direkt neben mir spielt der Fahrer des Nissan GTR mit dem Gas und hinter mir sehe ich tatsächlich einen VW Bus der ersten Generation, während ich in meinem BMW M3 E34 sitze. Dann springt die Ampel auf Grün und der Inferno geht los 24 Autos lassen die Motoren brüllen und rasen los auf die erste Kurve von der ich jetzt schon weiß: Diese wird wohl die Hälfte des Fahrerfeldes neben die Piste befördern.
Forza ich bin wieder da! 1 Jahr später nach dem Debüt von Forza Motorsport 5 welches sich eher durch unliebsame Mikrotransaktionen als denn durch Umfang auszeichnete. Und hat Turn 10 zum zehnjährigem Jubiläum aus seinen Fehlern gelernt? Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen JA das hier ist wieder das Forza was sich jeder wünscht.
Was ist drin ?
Dieses Jahr wird wieder geprotzt es warten über 450! Autos auf uns alle mit liebevoll gestalteten Cockpits, alle im Forzavista Modus aus jedem Winkel zu betrachten, hier allein schlägt das Herz eines jeden „Petrol Heads“ ganz weit oben. Doch neben dem auf 24 Fahrer gewachsenen Teilnehmerfeldes gibt es noch zwei weitere Neuigkeiten. Zum einen Nachtrennen die einen schon fast klaustrophobisch im eigenen Cockpit nach Luft schnappen lassen wenn man in Le Mans weit und breit das einzige Auto ist und nur von den eigenen Lichtkegeln begleitet mit weit über 300 km/h über die Landstraße Richtung Mulsanne rast und genau weiß irgendwo dahinten im Dunkeln wartet eine Haarnadelkurve auf mich. Dank des überarbeiteten Reifenmodells haben meine Reifen nachts auf dem kühlen Asphalt auch weniger Bodenhaftung als bei Sonnenschein am Tag.
Generell ist Forza dieses Jahr das Rennspiel mit den größten Emotionen. Wie sehr habe ich mich schon oft auf Oval-Kursen gelangweilt und emotionslos eine Runde nach der nächsten abgespult, nicht so dieses Jahr, ich kann nicht genau sagen was die Jungens von Turn 10 geändert haben aber das Geschwindigkeitsgefühl was uns hierbei erwartet treibt meinen Blutdruck in ungeahnte Höhen. Ich spüre meinen Herzschlag ganz weit oben im Hals, wo er eigentlich gar nicht hingehört, mein Auge schielt immer wieder rüber auf den Rundenzähler und hofft endlich zu sehen: Diese Runde ist die letzte und ich kann mit schweißnassen Händen den Controller wieder aus der Hand legen.
Was ist Neu ?
Dabei kommt jetzt erst noch die aufregendste Neuerung dieses Jahr. Neben eingeschränkter Sicht im Dunkeln, adrenalinsteigernden Hochgeschwindigkeitskursen gibt es noch Regen-rennen. Hört sich im ersten Augenblick nicht aufregend an, das haben auch viele andere Rennspiele, aber in Forza 6 gibt es dieses Jahr 3D Pfützen und die sorgen für das Schreckgespenst jeden Autofahrers: Aquaplaning. Brands Hatch im Regen ist eine Wahnsinns Erfahrung, wirklich jede Pfütze ist ernst zu nehmen und wenn auf der Ideallinie liegend, tut man gut daran diese zu verlassen und einen weiten Bogen drum herum zu machen. Es sei denn man liebt das Gefühl wenn man von jetzt auf gleich jegliche Bodenhaftung verliert das Heck einen überholt und man mit Volldampf nur noch als Beifahrer an Bord seines eigenen Wagens absolut machtlos in Richtung Kiesbett schleudert.
Natürlich macht Forza aber auch abseits von nächtlichem kühlen oder regennassen Asphalt eine gute Figur das schon oben erwähnte verbesserte Reifenmodell welches in Zusammenarbeit mit Pirelli entwickelt wurde lässt auch bei schönstem Wetter ein zu aggressives Kurvenverhalten nicht ungestraft. Schnell spürt man in den „Rumble Triggern“ des Xbox Controllers das man es vielleicht zu weit getrieben hat. Die Reifen rutschen nur noch überhitzt griplos über den Asphalt. Wobei der Spieler hier jederzeit den Grad an Simulations- und Arcadelastigem Verhalten der Fahrzeuge selbst bestimmen kann. Möchte man eine volle Bremslinie oder keine, komplett unterstütztes Bremsen oder vielleicht doch nur ABS oder auch ganz ohne elektronische Bremshilfe, soll automatisch geschaltet werden oder möchte man dies doch lieber selber machen, wenn gewünscht sogar mit benötigtem zuziehen der Kupplung. Möchte man das von vielen zu Unrecht verpönte Feature nutzen nach einem Fehler einfach zurückzuspulen, welches in meinen Augen einen fantastischen Lerneffekt haben kann, ist man die Kurve falsch gefahren spult man zurück und macht es nochmal besser statt eine ganze Runde warten zu müssen. Ebenso wie den Schwierigkeitsgrad kann man die Aggressivität der KI Piloten justieren. Überhaupt ist die Strecke dank Drivatare die nicht stur wie an einer Kette aufgereiht sich die Ideallinie entlanghangeln, sondern selber auch von der Strecke abkommen, Unfälle verursachen usw. jederzeit ein lebendiges Gefühl. Klar kann man teilweise das extrem stupide Verhalten der Drivatare auch bemängeln aber auf höheren Schwierigkeitsgraden sind dies auch harte Gegner und dank Ihnen ist kein Rennen wie das andere. Für Abwechslung ist also gesorgt. Ebenfalls neu dieses Jahr ist die Möglichkeit Mods einzusetzen bis zu drei dieser Mods könnt Ihr im Rennen einsetzen. Da gibt es zu einem die Crew Mods welche man unbegrenzt nutzen kann die einem Vorteile verschaffen wie eine bessere Bodenhaftung, bessere Bremsen, mehr Motorleistung usw. wie die ebenfalls unbegrenzt nutzbaren Risiko Mods. Benutzt Ihr diese seid Ihr gezwungen euch auf bestimmte Art und Weise über die Strecke zu bewegen Den ganzen Rest kennt man eigentlich schon in und auswendig von früheren Forza Teilen, aber warum auch was verschlimmbessern wenn es so wie es ist einfach absolut stimmig ist. Hobbytuner können wie gewohnt an jeder Schraube drehen um auch das letzte Rest Leistung aus dem Auto zu bekommen oder es einfach perfekt für die jeweilige Strecke abzustimmen. Die Modifikationen reichen vom einfachen Wechsel auf einen Rennsportluftfilter mit besseren Strömungseigenschaften bis zum kompletten Tausch des Motors bzw. Antriebs. Wer in diesen Dingen nicht so bewandert ist kann natürlich weiter das Feature des automatischen Tunings wählen und so mit einem simplen Klick sein Auto in die entsprechende Leistungskategorie befördern lassen. Neben dem Leistungstuning gibt es weiter wie gewohnt den wirklich ausführlichen Editor zum lackieren bzw. anpassen seines Fahrzeugs wo ich immer wieder nur staunen kann was die Community mit diesen Mitteln für erstaunliche Kunstwerke schaffen kann mit bis zu 1000 möglichen Schichten pro Fahrzeugseite.
Wo klemmt es ?
Wenn man schon jammern möchte dann kann man dies bei Forza Motorsport 6 nur auf ganz hohem Niveau machen, aber es gibt auch einen Rückschritt, der Sound in Forza Motorsport 5 war besser, das soll nicht bedeuten das er schlecht ist aber in Forza Motorsport 5 war alles ein klein wenig druckvoller, es hörte sich einfach satter an.
Und das Schadensmodell ist wie bisher auf seinem gewohnten Niveau stehengeblieben. Mit 300 km/h in die Mauer gefahren, bringt ein paar Risse in die Windschutzscheibe und leichte Deformationen statt eines Totalschadens. Auch ist das Spiel verzeihender wenn der Schaden nicht nur kosmetischer Natur sein soll, hat man kosmetischen Schaden deaktiviert braucht es stärkere Unfälle um einen Schaden am Fahrzeug hervorzurufen als in den bisherigen Teilen.
Was kommt bei raus ?
Abschließend bleibt nur zu sagen das Turn 10 Ihr zehnjähriges Jubiläum mit einem ganz besonderen Stück Software gekrönt hat, die Kampagne bietet mehr Abwechslung durch eingestreute Schaurennen, Nacht und Regen bringt ein Gefühl auf die Spielkonsole das so in meinen Augen noch nicht da war. Dazu ein einzigartiges Geschwindigkeitsgefühl und stets butterweiche 60 FPS in 1080p, auch wenn es auf der Strecke mit 24 Teilnehmern nur so kracht.
Aktuell gibt es nichts besseres auf den Konsolen als Rennspiel und verdient damit eine mehr als klare Kaufempfehlung.